„Alle zusammen und niemand vergessen.“

Jugendliche aus Berlin und Tel Aviv forschen zur homosexuellen Verfolgungsgeschichte in der NS-Zeit, zu Formen des öffentlichen Erinnerns und queeren Lebensweisen in Berlin und Tel Aviv-Yafo heute.

24 Jugendliche aus Berlin und Tel Aviv tauschten sich im März 2017 im Jugend Museum über queere Lebensweisen in Berlin und Tel Aviv-Yafo heute aus und forschten gemeinsam zur homosexuellen Verfolgungsgeschichte in der NS-Zeit und den Formen öffentlichen Erinnerns in ihren Heimatstädten. Im Rahmen des Projekts „Alle zusammen und niemand vergessen“ recherchierten sie in Archiven und Gedenkorten, befragten Zeitzeug*innen und Expert*innen, untersuchten im Stadtraum aktuelle Erinnerungsformen und beleuchteten die aktuelle Situation von queeren Geflüchteten, die wegen ihrer sexuellen Orientierung oder trans*kulturellen Identität ihr Land verlassen mussten.

Tel Aviv hat als erste israelische Stadt im Auftrag der Stadtverwaltung ein Denkmal für homosexuelle Opfer der Nazi-Diktatur eingeweiht. In Berlin ging der Gedenkstein 1989 am Nollendorfplatz auf eine zivile Initiative zurück, gefolgt von vielen weiteren Aktionen und öffentlichen Diskussionen zur Notwendigkeit der Erinnerung im Stadtbild an die homosexuellen Opfer. In beiden Städten sind wieder Beleidigungen und Übergriffe auf Homosexuelle an der Tagesordnung. Gleichzeitig suchen heute wieder Geflüchtete Zuflucht, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung verfolgt werden und deshalb ihr Land verlassen müssen. Deshalb werden die Jugendlichen auch Menschen treffen, die Einblick in das Leben und die Problemlagen gegenwärtiger LGBTIQ Communities ermöglichen.

In beiden Städten bildete das jeweilige Mahnmal den Ausgangspunkt für ihre historischen Recherchen. Die Jugendlichen erforschten vorbereitend jeweils unabhängig voneinander die historischen Fakten in ihren Städten und sammelten dabei zugleich persönliche Geschichten von Zeitzeug_innen, die sie aus Archiven und durch Interviews mit heutigen Menschen zusammentragen.

Per Videokonferenz lernten sich die beteiligten Jugendlichen aus Berlin und Tel Aviv bereits vor den Besuchen kennen und halten sich seitdem mit ihren Ergebnissen über einen Blog auf dem Laufenden.

Ihre Ergebnisse dokumentieren die Jugendlichen nun öffentlich:

http://blog.all-included.jugendmuseum.de/

Projektpartner des Jugend Museums ist The Alterman Tichonet School in Tel Aviv-Yafo, unterstützt von der NGO Merchavim, The Institute for the Advancement of Shared Citizenship in Israel. Beide Einrichtungen  sehen die Auseinandersetzung mit dem Thema Akzeptanz sexueller Diversität in der pädagogischen  Arbeit als dringend notwendig und herausfordernd zugleich.

Das Projekt wird von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft im Rahmen des Programms „Europeans for Peace“ (EFP) gefördert.